7. ATOLL Festival 2022 erfolgreich zu Ende gegangen

Ein Résumé

7. ATOLL Festival 2022 erfolgreich zu Ende gegangen

Mit ausverkauften Sälen und Zelten endete am Sonntag, den 25.09. das ATOLL Festival für zeitgenössischen Zirkus in Karlsruhe. Mehr als 6.500 Besucherinnen und Besucher hatten bei ATOLL die reiche Palette der jungen Kunstform des zeitgenössischen Zirkusschaffens auf sehr hohem Niveau kennenlernen können.

Das Festival eröffnete die Israelin Inbal Ben Haim mit ihrem Stück "Pli" (Foto: Bernadette Wozniak-Fink)

 „Wir sind in diesem Jahr programmatisch noch weiter als in den Vorjahren in Breite und Tiefe gegangen und haben gezeigt, wie rasant sich der Zirkus gegenwärtig weiterentwickelt und wächst“, so Bernd Belschner, einer der Festivalleiter und Geschäftsführer des veranstaltenden Kulturzentrum TOLLHAUS. „Wir haben den Eindruck, dass das ATOLL Festival der gesamten Szene einen Schub gibt und die Motivation stärkt, neue Projekte anzugehen und zu verfolgen,“ sagt Belschner.

„Das Festival ist mitterweile zum Treffpunkt für nationale und internationale KünstlerInnen und VeranstalterInnen geworden,“ betonte Belschners Geschäftsführer-Kollegin Britta Velhagen: „Nach den Corona-Ausgaben war hier das Bedürfnis zu spüren, sich über mehrere Tage zu treffen, sich über die Arbeit der KollegInnen zu informieren und wieder gemeinsam Kultur zu erleben. Diese Atmosphäre hat sich auch auf das allgemeine Publikum übertragen, das sich angesichts der in vielerlei Hinsicht schwierigen Zeiten über ATOLL vielfach dankbar zeigt“, so Velhagen: „Gerade der Zirkus hat durch seinen unabdingbar solidarischen Ansatz und die Suche nach Freiheit im Umgang mit allen möglichen künstlerischen Ressourcen in der Gegenwart gesellschaftlich viel zu sagen.“

Das Stück "Sono Io?" des Circus Ronaldo setzt sich mit der Beziehung von Vater und Sohn auseinander (Foto: Bernadette Wozniak-Fink)

Einen Schwerpunkt bildeten in diesem Jahr vor allem belgische und französische Produktionen, die unter anderem mit Klassikern und Altmeistern des Genres wie dem Atelier Lejeune & André oder dem Circus Ronaldo mit neuen Stücken begeisternde Höhepunkte setzten. Zu den zahlreichen deutschen Erstaufführungen im Festival zählte auch der afrikanischen Circus Baobab, der das Stück „Yé“ zeigte, das sich mit dem Wasser und der Klimagerechtigkeit auseinandersetzte, einem Thema, dem sich ATOLL bereits im Vorjahr gewidmet hatte.

„Es hat sich sehr bewährt, dass wir in diesem Jahr thematischen Linien  durch unser Programm ziehen konnten“, so Stefan Schönfeld, der gemeinsam mit Velhagen und Belschner das Festival leitet. So gab es mit Ronaldos „Sono Io“ und der ebenfalls aus Belgien stammenden There There Company und ihrem Stück „Carrying My Father“ zwei Stücke, die sich dem Vater-Sohn-Verhältnis auf unterschiedliche, aber extrem berührende Weise widmete.

In dem Stück "Sawdust Symphony" setzen sich die Künstler aus zirzensischer Perspektive mit dem Handwerk auseinander (Foto: Bernadette Wozniak-Fink)

Eine andere thematische Verbindungslinie war die Erforschung und Neudefinition der Beziehung von Mensch und Objekt, die in verschiedenen Zirkusproduktionen im Zentrum stand. So kamen bei der deutsch-österreichischen Produktion „Sawdust Symphony“ Heimwerker-Utensilien in den zirzensischen Einsatz, was beim Publikum für überraschte Begeisterung sorgte. Von ungläubigem Staunen geprägt war die Publikumsreaktion angesichts der Virtuosität, in der Stijn Grupping in „Man Strikes Back“ mit Robotern die Bälle wechselte. Starke Bilder produzierte ebenso die Eröffnungsschow der Israelin Inbal Ben Haim, die sich in „Pli“ durch Berge von Papier hangelte, wie der dem Absurden verpflichtete italienisch-französische Zirkus My!Laika, der mit dem eigenen Zelt nach Karlsruhe gekommen war.

Alexander Vantournhout und seine Kompagnie präsentierten ihr Stück "Screws" auf dem Gelände des ZKM (Foto: Bernadette Wozniak-Fink)

Zahlreiche weitere große wie kleinere Aufführungen und Veranstaltungen wie artistische Rundgänge über den Kreativpark Alter Schlachthof, eine auf die opulenten Räume des ZKM hin konzipierte Fassung des Stücks „Screws“ von Alexander Vantournhout, Work-in-Progress-Aufführungen, ein Workshop und verschiedene Branchentreffs komplettierten das umfangreiche ATOLL-Programm. Auch die achte Ausgabe ddes ATOLL-Festivals, die vom 14. bis 24. September 2023 stattfindet, verspricht viele Facetten und neue Erscheinungsformen einer erblühenden und sich zunehmend auch in Deutschland etablierenden Kunstform, die ein breites Publikum anzusprechen vermag.

Ausblick: ATOLL-Festival 2023
  • 14. bis 24. September 2023
  • Veranstaltungsort:
    Kulturzentrum Tollhaus
    Alter Schlachthof 35
    76131 Karlsruhe

  • www.atoll-festival.de