Double Bill – PULK & Brace for Impact | Circ’a Holix & Knot on Hands | Zeit für Zirkus 2023 | Hannover
PULK | Circ’a Holix
Wer sind wir in der Gruppe? Was zieht uns auf die Bühne? Wie definieren wir Zirkus für uns?
Wenn Individuen zu einer Gruppe zusammen kommen entstehen Konflikte, Emotionen und verschiedene Dynamiken. Wir alle suchen nach unserem Platz in diesem Gefüge.
Mit dieser Thematik setzen sich die Artist*innen des Landesjugendzirkus Niedersachsen und Bremen in der Produktion PULK auseinander. Als Produktion platziert sich PULK im Bereich des zeitgenössischen Zirkus und arbeitet an den Schnittstellen zu anderen Künsten, wie Theater und Tanz. So versuchen die Artist*innen auf eine künstlerische Art und Weise Antworten auf die aufgestellten Fragen zu finden und entdecken Zirkus immer wieder neu.
Der Circ‘ A Holix ist eine Gruppe von ca. 18-22 jungen Artist:innen zwischen 14 und 24 Jahren aus verschiedenen Zirkusgruppen in ganz Niedersachsen und Bremen. Gemeinsam entwickeln diese in regelmäßigen Trainingscamps Zirkusshows, mit denen sie bei verschiedensten Gelegenheiten auftreten. Diese Trainingscamps finden in den Schulferien statt und bieten Raum, um gemeinsam kreativ zu werden, sich auszutauschen und selbstverständlich auch, um die gemeinsame Liebe zum Zirkus zu teilen.
Jedoch entspricht der Circ‘ A Holix nicht dem klassischen Bild von einem Zirkus: Kreativ erfinden die Jugendlichen ihre Disziplinen immer wieder neu, erforschen ihr gewohntes Handwerkszeug oder entdecken gleich neue, zum Teil ungewöhnliche Requisiten. Auf diese Weise setzen sie sich in ihren Produktionen in Form von zeitgenössichem Zirkus mit den verschiedensten Themen auseinander. Dabei wird nicht nur mit traditionellen Zirkusdisziplinen wie Jonglage, Akrobatik, Seiltanz und Trapez gearbeitet, sondern auch mit Tanz- und Theaterelementen.
Brace for Impact | Knot on Hands
In Brace for Impact suchen die drei Akrobat:innen nach den Grenzen der Balance. Auf der Suche nach einem Gleichgewicht finden sie neue Wege, sich vorwärts und durch den Raum zu bewegen. Auf ihrer Reise erkunden sie die (Un-)Möglichkeiten des Anderen und finden heraus, was es bedeutet, sein ganzes Gewicht in die Hände der Anderen zu legen.
Knot on Hands zeigt eine innovative und organischere Form der Partnerakrobatik, bei der die Reinheit der Bewegung betont wird, und welche sich durch eine einzigartige Körpersprache auszeichnet.
Brace for Impact präsentiert Ihnen eine körperliche Konversation zwischen drei Menschen, die in Bewegung bleiben. Während der gesamten Aufführung schreitet die wortlose Unterhaltung voran, und langsam entsteht ein Weg über die Bühne. Das Gleichgewicht zwischen den drei Zirkuskünstler:innen wird ständig herausgefordert und wiederhergestellt, was zu Spannungen und Engpässen in ihrer Kommunikation führt.
Knot on Hands ist ein partnerakrobatisches Zirkus-Trio, das 2017 von Britt Timmermans, Mario Kunzi und Tijs Bastiaens gegründet wurde. Sie streben danach, die Partnerakrobatik in eine neue Richtung zu führen, in welcher der Schwerpunkt auf der Körperlichkeit zwischen den drei Körpern liegt. Hier finden sie ihre gemeinsame Basis, von der aus sie arbeiten, um innovative Zirkusstücke zu kreieren.
Special Content Note: Stroboskob
Zeit für Zirkus 2023
Mit über 30 Spielorten in 12 Städten ist „Zeit für Zirkus“ in der diesjährigen, dritten Ausgabe weiter gewachsen. Neben Häusern, die bereits seit Jahren Zeitgenössischen Zirkus zeigen, konnten verstärkt neue Spielorte gewonnen werden. Initiativ-Anfragen von Häusern, die sich diesem bundesweiten Festivalprojekt anschließen wollen, lassen die dynamische Entwicklung dieser in Deutschland immer noch relativ jungen Kunstsparte deutlich erkennen.
Die 3. Edition des bundesweiten Festivals „Zeit für Zirkus“ vom 17. bis zum 19. November 2023 findet erneut zeitgleich mit der internationalen Veranstaltung La Nuit du Cirque statt.
Das Projekt „Zeit für Zirkus“ will auch in diesem Jahr mit der konzentrierten Präsentation eines ganzen Universums an einem einzigen Wochenende den vielfältigen Erscheinungsformen des Zeitgenössischen Zirkus weitere Öffentlichkeit, Wahrnehmung, Resonanz und – Publikum verschaffen.
Denn Zeitgenössischer Zirkus ist vor allem eines: unmittelbares Erlebnis und gemeinsame Erfahrung. Es gibt wohl kaum eine andere Sparte in den Darstellenden Künsten, die Zuschauende und Handelnde derartig eng verbindet. Spektakulär, gefährlich, sensationell. Das kann Zirkus sein, aber er kann auch anders. Zeitgenössischer Zirkus hinterfragt sich selbst, untersucht seine Einzelteile, um sich dann neu wieder zusammen zu setzen. Er spielt mit dem Risiko, mit Spannung und mit den Erwartungen der Zuschauenden. Was auf der Bühne geschieht, geschieht gerade jetzt, ist echt. Die Emotion, die daraus entsteht, ist es auch.
Die zweite, nicht weniger zentrale Komponente: Vielfalt und Bandbreite. Das zeigt sich in den verschiedenen Formaten bei „Zeit für Zirkus“ 2023, von einem interaktiven Solo-Kurzstück (Erin Skye – A Circle of Exchange) bis zum abendfüllenden Stück eines vielköpfigen Ensembles (Gravity & Other Myths – The Mirror). Das zeigt sich in der Vielfalt der Spielstätten: etwa eine Galerie auf einem Schiff oder ein 20er Jahre-Theatersaal, eine ehemalige Fabrikhalle, die nun ein Trainingsstudio ist oder ein Zirkuszelt. Und es zeigt sich in den künstlerischen Positionen: Von erzählerisch über gesellschaftskritisch zu abstrakt experimentell, wie der derzeit wohl dominantesten Strömung, die den menschlichen Körper in Bezug zum Objekt setzt. Wie wird unser lebender Körper beeinflusst durch die unbelebten Körper? Und was, wenn unser Körper auch nur ein Objekt unter vielen ist?
Foto: Kolja Huneck