Screws | Alexander Vantournhout | ATOLL Festival 2022 | Karlsruhe
Normalerweise hat eine Bowlingkugel nur eine Funktion: so viele Kegel wie möglich am Ende der Bahn umzuwerfen. Was aber, wenn man dieses Objekt aus seiner gewohnten Umgebung herausnimmt? Screws, die neueste Performance von Alexander Vantournhout, kehrt die Beziehung zwischen Körper und Objekt um. Objekte werden am Körper befestigt, stützen ihn oder bringen ihn aus dem Gleichgewicht, ermöglichen die Überwindung der Schwerkraft oder verstärken ihre Wirkung. Mit Hilfe von Eisschuhen, Bowlingkugeln, Antigravitationsschuhen und anderen Objekten trotzen die Artisten von Screws den Gesetzen der Physik. Zusammen mit fünf Tänzer-Akrobaten führt Vantournhout das Publikum auf eine Route von nachhallenden Mikro-Performances, von kurzen Solos und Duetten bis hin zu pointierten Gruppenchoreografien. Diese ortsspezifische Performance lädt die Zuschauer ein, ihren Sitzplatz zu verlassen und führt sie auf einen Parcours durch das Gebäude. Sie können umhergehen, sich führen lassen und die Blickwinkel wählen, aus denen sie die einzelnen Miniaturkompositionen wahrnehmen möchten. Ausgebildet sowohl in zeitgenössischem Tanz (P.A.R.T.S.) als auch in Zirkus (ESAC), macht Alexander Vantournhout mit seinem Ensemble einen weiteren Schritt in seiner Suche nach dem kreativen, kinetischen Potenzial physischer Grenzen und den Beziehungen und Grenzen zwischen Performer und Objekt.
ATOLL Festival 2022 | Karlsruhe
Mit rund 100 Künstlerinnen und Künstlern aus zwölf verschiedenen Nationen feiert das ATOLL Festival für zeitgenössischen Zirkus vom seine siebte Ausgabe. Der Austausch zwischen den Generationen, die Sorge um Ressourcen und das Verhältnis von Mensch zu Objekt sind Hauptthemen der 20 Kompagnien und Künstlerkollektive des diesjährigen Festivals, das mehr als vier Dutzend Vorstellungen in Sälen, Zelten und im Freien bietet. Auch 2022 zeigt ATOLL die gesamte Bandbreite der aktuellen Zirkuskunst auf, die von intimen zirzensischen Momenten bis zu aufwändigen Großproduktionen reicht.
Foto: Bart Grietens