Absurd Hero | Roman Škadra | Zeit für Zirkus 2023 | Berlin
Was ist Erfolg? Ist das Scheitern ein Geisteszustand? Kann ich Freude und Glück in meinem Kampf finden? Wenn es dem Objekt egal ist, ob ich es besiege, schlage ich es dann wirklich?
“Absurd Hero” zeigt ein zielloses, irrwitziges Drama zwischen Mensch und Objekt, einem Performer und einer großen, roten 25 kg schweren Laufkugel. Der Held sieht sich mit unterschiedlichen Spielsituationen konfrontiert, die er nur dank seiner Beharrlichkeit überwinden kann. Inspiriert vom Mythos von Sisyphos nach Albert Camus wird der Zirkus als potenziell freudige, doch endlose Anstrengung gezeigt.
Roman Škadra ist ein Jongleur und Zirkuskünstler aus der Slowakei. Im Jahr 2010 schloss er ein Masterstudium der Geographie an der Comenius Universität in Bratislava ab. Seit 2012 lebt er in seiner Wahlheimat Berlin, wo er eine Ausbildung im zeitgenössischen Zirkus an der Die Etage – Schule für darstellende und bildende Kunst erfolgreich absolvierte. Das zentrale Thema seiner interdisziplinären künstlerischen Praxis ist die Beziehung zwischen seinem Körper und einem Objekt. In den letzten Jahren hat sich seine Praxis von der Jonglage auf die Manipulation schwerer Gegenstände hin orientiert.
Roman versteht sich als Teil einer Bewegung von Künstler*innen, die die konventionelle Wahrnehmung von Zirkus in Frage stellen und Werke schaffen, die an der Schnittstelle verschiedener Kunstformen stehen und in unterschiedlichen Kontexten präsentiert werden. Seine Forschung ist von visueller Kunst, Sport, Philosophie und der menschlichen Arbeit inspiriert. Neben seinen eigenen Arbeiten arbeitete Roman mit der Jonglierkompanie Critical Mess um Stefan Sing und ist Teil von „For As Long As We’re Here“ von Squarehead Productions.
Zeit für Zirkus 2023
Mit über 30 Spielorten in 12 Städten ist „Zeit für Zirkus“ in der diesjährigen, dritten Ausgabe weiter gewachsen. Neben Häusern, die bereits seit Jahren Zeitgenössischen Zirkus zeigen, konnten verstärkt neue Spielorte gewonnen werden. Initiativ-Anfragen von Häusern, die sich diesem bundesweiten Festivalprojekt anschließen wollen, lassen die dynamische Entwicklung dieser in Deutschland immer noch relativ jungen Kunstsparte deutlich erkennen.
Die 3. Edition des bundesweiten Festivals „Zeit für Zirkus“ vom 17. bis zum 19. November 2023 findet erneut zeitgleich mit der internationalen Veranstaltung La Nuit du Cirque statt.
Das Projekt „Zeit für Zirkus“ will auch in diesem Jahr mit der konzentrierten Präsentation eines ganzen Universums an einem einzigen Wochenende den vielfältigen Erscheinungsformen des Zeitgenössischen Zirkus weitere Öffentlichkeit, Wahrnehmung, Resonanz und – Publikum verschaffen.
Denn Zeitgenössischer Zirkus ist vor allem eines: unmittelbares Erlebnis und gemeinsame Erfahrung. Es gibt wohl kaum eine andere Sparte in den Darstellenden Künsten, die Zuschauende und Handelnde derartig eng verbindet. Spektakulär, gefährlich, sensationell. Das kann Zirkus sein, aber er kann auch anders. Zeitgenössischer Zirkus hinterfragt sich selbst, untersucht seine Einzelteile, um sich dann neu wieder zusammen zu setzen. Er spielt mit dem Risiko, mit Spannung und mit den Erwartungen der Zuschauenden. Was auf der Bühne geschieht, geschieht gerade jetzt, ist echt. Die Emotion, die daraus entsteht, ist es auch.
Die zweite, nicht weniger zentrale Komponente: Vielfalt und Bandbreite. Das zeigt sich in den verschiedenen Formaten bei „Zeit für Zirkus“ 2023, von einem interaktiven Solo-Kurzstück (Erin Skye – A Circle of Exchange) bis zum abendfüllenden Stück eines vielköpfigen Ensembles (Gravity & Other Myths – The Mirror). Das zeigt sich in der Vielfalt der Spielstätten: etwa eine Galerie auf einem Schiff oder ein 20er Jahre-Theatersaal, eine ehemalige Fabrikhalle, die nun ein Trainingsstudio ist oder ein Zirkuszelt. Und es zeigt sich in den künstlerischen Positionen: Von erzählerisch über gesellschaftskritisch zu abstrakt experimentell, wie der derzeit wohl dominantesten Strömung, die den menschlichen Körper in Bezug zum Objekt setzt. Wie wird unser lebender Körper beeinflusst durch die unbelebten Körper? Und was, wenn unser Körper auch nur ein Objekt unter vielen ist?
Foto: Bernadette Fink