Odd one in | KoEffekt | Zeit für Zirkus 2023 | Köln
Pars pro toto? Wer sind wir? Wer bist du, wenn du nicht wir bist? Und was macht man eigentlich mit diesen ganzen Schachteln? All diesen Fragen stellt sich KoEffekt – vier Performer*innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen der zirzensischen Künste, die über ein halbes Jahr in diesem Projekt ihre Diversität erforscht haben, um sie nun zu einem Stück zu verbinden: „Odd one in“.
Sie zeigen, was von einer Gruppe überhaupt übrigbleibt, wenn es gleichzeitig immer wieder um höchst individuelle Lebenslinien und Erfahrungen geht. Kommt die Bewegung des Ensembles aus dem Takt oder spielt sich nach und nach ein gemeinsamer Rhythmus ein? Auf ihrer Reise durch Kategorien, Zuschreibungen und verschiedene Zirkusdisziplinen wie Jonglage, Einrad oder Luftakrobatik erwecken KoEffekt ein altes Jonglier-Requisit zum Leben: die Zigarrenkiste. Ein modernes Allroundgenie und im wahrsten Sinne des Wortes Baustein einer kurzlebigen Darbietung – KoEffekt, wer seid ihr?
Das KoEffekt Ensemble 2023 hat sich im Rahmen des Förderprojekts des Jugend- und Nachwuchsbereichs Junge Wilde des CircusDanceFestivals zusammengefunden. Die Performer*innen Lynn Gotterbe, Olga Dombrowski, Tschou Witschel und Mia Simon haben auf ihren ganz individuellen Wegen zum Circus gefunden und nutzen ihre Erfahrungen, um einprägsame Bilder zu schaffen und die Vielfalt der Cigar Box Jonglage zum Vorschein zu bringen.
Zeit für Zirkus 2023
Mit über 30 Spielorten in 12 Städten ist „Zeit für Zirkus“ in der diesjährigen, dritten Ausgabe weiter gewachsen. Neben Häusern, die bereits seit Jahren Zeitgenössischen Zirkus zeigen, konnten verstärkt neue Spielorte gewonnen werden. Initiativ-Anfragen von Häusern, die sich diesem bundesweiten Festivalprojekt anschließen wollen, lassen die dynamische Entwicklung dieser in Deutschland immer noch relativ jungen Kunstsparte deutlich erkennen.
Die 3. Edition des bundesweiten Festivals „Zeit für Zirkus“ vom 17. bis zum 19. November 2023 findet erneut zeitgleich mit der internationalen Veranstaltung La Nuit du Cirque statt.
Das Projekt „Zeit für Zirkus“ will auch in diesem Jahr mit der konzentrierten Präsentation eines ganzen Universums an einem einzigen Wochenende den vielfältigen Erscheinungsformen des Zeitgenössischen Zirkus weitere Öffentlichkeit, Wahrnehmung, Resonanz und – Publikum verschaffen.
Denn Zeitgenössischer Zirkus ist vor allem eines: unmittelbares Erlebnis und gemeinsame Erfahrung. Es gibt wohl kaum eine andere Sparte in den Darstellenden Künsten, die Zuschauende und Handelnde derartig eng verbindet. Spektakulär, gefährlich, sensationell. Das kann Zirkus sein, aber er kann auch anders. Zeitgenössischer Zirkus hinterfragt sich selbst, untersucht seine Einzelteile, um sich dann neu wieder zusammen zu setzen. Er spielt mit dem Risiko, mit Spannung und mit den Erwartungen der Zuschauenden. Was auf der Bühne geschieht, geschieht gerade jetzt, ist echt. Die Emotion, die daraus entsteht, ist es auch.
Die zweite, nicht weniger zentrale Komponente: Vielfalt und Bandbreite. Das zeigt sich in den verschiedenen Formaten bei „Zeit für Zirkus“ 2023, von einem interaktiven Solo-Kurzstück (Erin Skye – A Circle of Exchange) bis zum abendfüllenden Stück eines vielköpfigen Ensembles (Gravity & Other Myths – The Mirror). Das zeigt sich in der Vielfalt der Spielstätten: etwa eine Galerie auf einem Schiff oder ein 20er Jahre-Theatersaal, eine ehemalige Fabrikhalle, die nun ein Trainingsstudio ist oder ein Zirkuszelt. Und es zeigt sich in den künstlerischen Positionen: Von erzählerisch über gesellschaftskritisch zu abstrakt experimentell, wie der derzeit wohl dominantesten Strömung, die den menschlichen Körper in Bezug zum Objekt setzt. Wie wird unser lebender Körper beeinflusst durch die unbelebten Körper? Und was, wenn unser Körper auch nur ein Objekt unter vielen ist?
Foto: Marisol Valqui Julius