Wir wollen nie nie nie | Raum 305 | Zeit für Zirkus 2023 | Herne
Ein bildgewaltiger Mythos zweier unzertrennlicher Körper, gestrandet in einer kalten Welt. Auf den Stufen einer geheimnisvollen Treppe durchleben die beiden Protagonisten einen Schleudertraum aus roher Brutalität, tiefem Vertrauen und skurriler Poesie. Doch bald drängt sich ein kleiner Sonderling in die groteske Welt der Großen… Eine Verschmelzung von Luftakrobatik, Puppenspiel, Physical Theatre und Tanz.
Gegründet 2018 von Regisseur Philipp Boë, dem Puppenspieler Jarnoth und Trapezkünstler Moritz Haase hat sich die junge Kompanie Raum 305 zum Ziel gesetzt, eine spartenübergreifende, innovative Bühnensprache zu entwickeln. Die Verschmelzung von Luftakrobatik, Puppenspiel, Physical Theatre und Tanz bietet die Grundlage für ihre Stücke, die durch ein hohes Maß an Authentizität und Virtuosität berühren.
17.11. 2023: Watch & Talk im Anschluss
„Watch and Talk“ beschreibt einen Abend, der aus einem gemeinsam besuchten Stück und dem daran anschließenden moderierten Gespräch über das Gesehene besteht. In einer geführten Gesprächsrunde wird das Stück unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet und es werden gemeinsam Fragen erörtert, die sich sowohl konkret auf die Arbeit als auch darüber hinaus auf Leitfragen des Werks, seine künstlerische Einordnung oder soziale Relevanz beziehen. Das Format ist eine Übung, um gemeinsam zeitgenössische Werke zu analysieren und künstlerische Herangehensweisen und damit neue Perspektiven auf den Zirkus von heute kennenzulernen. Die Veranstaltung ist öffentlich, interessierte Zuschauer:innen sind herzlich willkommen!
Zeit für Zirkus 2023
Mit über 30 Spielorten in 12 Städten ist „Zeit für Zirkus“ in der diesjährigen, dritten Ausgabe weiter gewachsen. Neben Häusern, die bereits seit Jahren Zeitgenössischen Zirkus zeigen, konnten verstärkt neue Spielorte gewonnen werden. Initiativ-Anfragen von Häusern, die sich diesem bundesweiten Festivalprojekt anschließen wollen, lassen die dynamische Entwicklung dieser in Deutschland immer noch relativ jungen Kunstsparte deutlich erkennen.
Die 3. Edition des bundesweiten Festivals „Zeit für Zirkus“ vom 17. bis zum 19. November 2023 findet erneut zeitgleich mit der internationalen Veranstaltung La Nuit du Cirque statt.
Das Projekt „Zeit für Zirkus“ will auch in diesem Jahr mit der konzentrierten Präsentation eines ganzen Universums an einem einzigen Wochenende den vielfältigen Erscheinungsformen des Zeitgenössischen Zirkus weitere Öffentlichkeit, Wahrnehmung, Resonanz und – Publikum verschaffen.
Denn Zeitgenössischer Zirkus ist vor allem eines: unmittelbares Erlebnis und gemeinsame Erfahrung. Es gibt wohl kaum eine andere Sparte in den Darstellenden Künsten, die Zuschauende und Handelnde derartig eng verbindet. Spektakulär, gefährlich, sensationell. Das kann Zirkus sein, aber er kann auch anders. Zeitgenössischer Zirkus hinterfragt sich selbst, untersucht seine Einzelteile, um sich dann neu wieder zusammen zu setzen. Er spielt mit dem Risiko, mit Spannung und mit den Erwartungen der Zuschauenden. Was auf der Bühne geschieht, geschieht gerade jetzt, ist echt. Die Emotion, die daraus entsteht, ist es auch.
Die zweite, nicht weniger zentrale Komponente: Vielfalt und Bandbreite. Das zeigt sich in den verschiedenen Formaten bei „Zeit für Zirkus“ 2023, von einem interaktiven Solo-Kurzstück (Erin Skye – A Circle of Exchange) bis zum abendfüllenden Stück eines vielköpfigen Ensembles (Gravity & Other Myths – The Mirror). Das zeigt sich in der Vielfalt der Spielstätten: etwa eine Galerie auf einem Schiff oder ein 20er Jahre-Theatersaal, eine ehemalige Fabrikhalle, die nun ein Trainingsstudio ist oder ein Zirkuszelt. Und es zeigt sich in den künstlerischen Positionen: Von erzählerisch über gesellschaftskritisch zu abstrakt experimentell, wie der derzeit wohl dominantesten Strömung, die den menschlichen Körper in Bezug zum Objekt setzt. Wie wird unser lebender Körper beeinflusst durch die unbelebten Körper? Und was, wenn unser Körper auch nur ein Objekt unter vielen ist?
Foto: André Wirsig