Weiter Daumen drücken für Deutschlands ersten Zirkuskindergarten

Teil 2

Weiter Daumen drücken für Deutschlands ersten Zirkuskindergarten

Die Kindergarten-Gründerin Karlotta Nübold hat einen weiteren Meilenstein erreicht. Für ihren geplanten Naturkindergarten mit zirkuspädagogischem Schwerpunkt in Pforzheim hat sie wichtige bürokratische Hürden genommen. Doch ist der Eröffnungstermin nach wie vor unklar. Weiterhin stehen für die neuartige Kita Genehmigungen aus.

Zirkuskindergarten
"Karlotta Nübold will mit ihrem künftigen Waldkindergarten Zirkus zum Kinderalltag machen – und damit mehr als temporäre Projekte einbauen." (Foto: Chris Redmore)

Die Stadt Pforzheim darf sich in einigen Wochen oder Monaten rühmen, die vermutlich erste Stadt in Deutschland zu sein, die eine Kindertagesstätte mit zirkuspädagogischem Schwerpunkt vorweisen kann. Karlotta Nübold will mit ihrem künftigen Waldkindergarten Zirkus zum Kinderalltag machen – und damit mehr als temporäre Projekte einbauen. Der Eröffnungstermin ist immer noch unklar, auch wenn Karlotta Nübold vor wenigen Tagen einen wichtigen Schritt vorangekommen ist.

Ein Meilenstein, den Karlotta Nübold kürzlich erreicht hat, ist eine Genehmigung des Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). Der KVJS habe bestätigt, dass die für die Kita geplanten Räume für zwei Kindergruppen ausreichen. Das ist eine entscheidende Zusage, von der weitere Genehmigungen anderer Ämter abhängen. Für die Kita-Gründerin wäre eine andere Entscheidung des KVJS ein harter Schlag gewesen. Denn hinter ihr liegt bereits ein Jahr Aufschub aufgrund unerwarteter Hürden. Ursprünglich wollte sie im Dezember letzten Jahres ihre neue Kita auf einem ruhigen Grundstück in der Hercyniastraße 119 eröffnen.

Der Weg zur Gründung einer Kita, die in der Zirkuslandschaft wegweisend sein wird, gleicht einem Gang auf dem Drahtseil. Wobei Karlotta Nübold das Ende der Spannschnur nicht sehen konnte. Die 30-Jährige wusste immer nur, wie viel Weg hinter ihr lag. Ihr Gefühl auf dem Seil beschreibt sie heute so: „Aufgeben war keine Option, ich hatte zu viel in das Projekt gesteckt.″ 

Zirkuskindergarten
„Die Stadt Pforzheim darf sich in einigen Wochen oder Monaten rühmen, die vermutlich erste Stadt in Deutschland zu sein, die eine Kindertagesstätte mit zirkuspädagogischem Schwerpunkt vorweisen kann." (Foto: Michael Nübold)

Schon im Dezember 2022 hatte Karlotta Nübold gehofft, bald festen Boden unter den Füßen zu erreichen. Damals hatte sie mit der Baugenehmigung gerechnet. Doch das Baurechtsamt erteilte Auflagen, mit denen die Kita-Gründerin nicht gerechnetet hatte. Nachzulesen im Bericht „Zirkuskindergarten: Der Traum und das liebe Geld″. Im Frühjahr verhandelte Karlotta Nübold bei Runden Tischen mit mehreren Ämtern. Sie erschloss Geldquellen. Im Sommer packte sie auf der Baustelle an. Eine schwere Entscheidung musste sie treffen, als sie einer bereits eingestellten Erzieherin kündigte. Denn der Starttermin war inzwischen zu weit in die Ferne gerückt; die Lohnkosten nicht auf unabsehbare Zeit finanzierbar. Nun hat Karlotta Nübold neues Personal eingestellt. Zwei männliche, ausgebildete Erzieher, die zu ihrem Kita-Konzept passen. Fachkräfte, sagt sie, müsse sie vor der Eröffnung vorweisen, das sei Bedingung für bestimmte Genehmigungen.

Nerven sind das Eine, Geld das Andere. Für die Wasseranschlüsse musste die künftige Kita-Betreiberin eine Fachfirma beauftragen. Das habe rund 20.000 Euro gekostet. Der Kauf eines Sanitätscontainers habe einen vergleichbaren Betrag gekostet. Der Schlafwagen, eine Pumpe, ein Zaun, ein Graben, die Pacht für das Grundstück. So kam Euro zu Euro. So viel wie möglich habe sie in Eigenleistung erbracht und zusammen mit Familie und Freunden Zäune gesetzt, einen Graben für Versorgungsleitungen gezogen und beim Bau geholfen.

„Der Naturkindergarten mit zirkuspädagogischem Schwerpunkt soll künftig 40 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren offen stehen." (Foto: Michael Nübold)

Der Naturkindergarten mit zirkuspädagogischem Schwerpunkt soll künftig 40 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren offen stehen. Das Konzept sieht einen Ganztagsbetrieb vor. Damit sind Betreuungszeiten von mehr als sieben Stunden pro Tag möglich. Mit dem pädagogischen Schwerpunkt will Karlotta Nübold Zirkuswerte vermitteln. Sich gegenseitig helfen und stützen, Aufgaben gemeinsam lösen, Respekt –  das ist es, was ihr Kindergarten den Kleinsten vermitteln soll. Eine Trainingsstätte soll ihr Kindergarten nicht werden.

Bleibt zu hoffen, dass der Postbote bald auch die letzten, noch ausstehenden Genehmigungen des Baurechtsamtes der Stadt Pforzheim und des baden-württembergischen KVJS in den Briefkasten von Karlotta Nübold einwirft.

Andrei Schnell